Der erste bekannte Garten war ja anscheinend der, in dem Eva und Adam mit dem Feigenblatt lustwandelten. (Man kommt mit aller Mühe nicht umhin, sich den vorstellen zu wollen. Aber hallo! Von Gott kreiert. Muss ein Wahnsinnsgarten gewesen sein! Mensch!) Also, Adam und Eva und dann werden sie rausgeschmissen, weil anscheinend die Eva von der Schlange verführt wurde, den Adam dazu zu verführen, vom Apfel des Baums der Erkenntnis zu naschen. Ich bin da eher skeptisch.
Wahrscheinlicher scheint mir, dass die beiden einfach den ersten Krach der Menschheitsgeschichte hatten. Der Grund? Wegen der verbotenen Ernte? Nun, ich bin ja kein Theologe, aber seien wir mal ehrlich: Ist das ein Paradies, wenn man da einen Apfelbaum stehen hat, dessen Früchte man vergammeln lassen muss, auf dass sie faulend zu Boden fallen und Wespen, Schnecken, etc. berauschen? Und dann tritt man auch noch rein, wohlgemerkt barfuß? Na ja. Ich neige da zu einer anderen Theorie. Der Apfelbaum war ja – logischerweise – noch recht jung. Ergo bedurfte er des Erziehungsschnitts und das weiß ja nun heute jeder: Der Obstbaumschnitt ist weiß Gott eine Wissenschaft, will sagen, eine Erkenntnis für sich. Machen wir’s kurz: Die beiden stritten sich, und dass der Streit unauflösbar war, liegt auf der Hand. Da gab’s kein Google, keine Fachleute und lesen konnten die sowieso noch nicht.
Ich bin ehrlich (unnötig anzuführen, das bin ich ja immer, aber jetzt ganz besonders): Meine Erlebnisse mit gärtnernden Paaren sind nicht sehr verblümt, auch dann nicht, wenn es sich dabei um Eva & Evas und Adam & Adams handelt. Da setzt die Frau liebevoll einen Kürbissämling auf den Kompost und „der Hornochse kippt einfach eine Riesenladung Rasenschnitt drauf. Mensch! Und dann meint der noch, wo da bitte ein Kürbis gewachsen sei, er habe nix gesehen.“ (Ich lachte nur ein bisschen, immerhin hatte sie den Sämling von mir.) Ein arboretisch passionierter und versierter Mann stieß zwischen den Zähnen hervor – seine Frau gleich neben ihm: „Ich sag dir! Da schnippelt die doch an den Sträuchern, ohne auch nur den blassesten Dunst zu haben, und ich kann jetzt mehrere Jahre damit zubringen, diesen Frevel wieder auszubügeln. Ich hätte sie …“ Die deftige Erwiderung seiner Frau habe ich leider im Detail vergessen, aber es ging um irgendwelche ihrer Stauden, an denen er sich fälschlicherweise falsch vergriffen hatte. Und dann gab es noch das Paar, das sich die Gartenarbeit exakt aufgeteilt hatte. Oder so. Die Wortwahl erinnerte stark an ein altbekanntes Streitthema: „Du machst bloß das Angenehme und ich hab die ganze, verfluchte Arbeit am Hals. Wer, bitte, von uns beiden jätet eigentlich?“ „Ach, das bisschen Jäten, hör doch auf!“
Der Beispiele hätte ich noch so viele, dass ich keck zu behaupten wage: Wer den heimischen Frieden bewahren möchte, gärtnert nicht gemeinsam. Oder wenn, dann ist der eine Teil der entscheidungstragende Gärtner und der andere der ausführende Hiwi, der so unmissverständliche Anleitungen kriegt, dass nichts schief gehen kann. Tönt – zugegebenerweise – nicht sehr romantisch, verhindert aber viele Romantik verhindernde Situationen.
Kehren wir zu den beiden Feigenblattträgern zurück bzw. zu einer Frage, zu der sich schon einige Leute mehr oder weniger sinnige Gedanken gemacht hatten: Was ist typisch weiblich/männlich beim Gärtnern? Eine mir näher bekannte Person meinte: „Männer säen gerne. Aber die anschließende Arbeit überlassen sie dann uns.“ Den Gedankengang konnte ich ja ansatzweise nachvollziehen, aber … bei aller Liebe … nä. Wahrscheinlicher ist da eine andere Aussage, nach der Männer gerne mit schwerem, am besten stinkauspuffendem und laut röhrendem Gerät arbeiten, wohingegen Frauen eher zur leisen Handarbeit neigen. Dass da ein Körnchen Wahrheit drin stecken kann, ließ die Bemerkung einer lieben Freundin von mir vermuten, die ihren Sohn bewusst genderneutral erzieht: „Mir völlig schleierhaft, aber der ist total versessen auf Lastwagen, Traktoren und Bagger. Ich kenne kein Mädchen in seinem Alter, das diese Begeisterung teilt, und meine Schuld ist es nun wirklich nicht.“ Nicht, dass sie daran verzweifeln würde, aber in solchen Situationen fragt man sich halt schon nach der Ursache. Gene? Hormone oder so Zeugs? Man könnte es meinen.
Allein, ich habe genügend weibliche Augen glitzernd aufleuchten sehen, wenn ihnen ein Brrrummm-Bruuummm-Gerät vorgeführt wurde, während der Mann Fliesenfarben studierte. Danebst Männer, die lieber stundenlang von Hand eine fünf Meter hohe Chamaecyparis sägend dem Erdboden gleichmachten, als bloß ansatzweise den Gebrauch einer Kettensäge in Betracht zu ziehen, mit der übrigens die unten stehende Frau seit einer halben Stunde winkte.
Könnten etwa die Vorlieben andere sein? Jeder purende Mensch weiß es besser: Gestandene Mannsbilder fallen in Ohnmacht ob schwelgerischer Rüscheblüten, elfengleichen Grazien können bei deren Anblick die Spitzhacken nicht schwer und martialisch genug sein.
So gerne man schubladisieren möchte, hier versagt es offensichtlich.
Gott sei Dank. Das hat er echt gut gemacht. (Irgendwie hab ich das Gefühl, dass unsere beiden Feigenbeblätterten einen wirklich trotteligen Gedankenfehler gemacht hatten. Denselben wie ich nämlich. Himmelpopoundfaden, im Paradies müssen doch keine Obstbäume geschnitten werden!)